Ein großes Tipi, Decken zum Kuscheln, Kissen zum An-Sich-Drücken, farbenfroh mit Tüchern und Teppichen behangene Wände, Bänke im Halbkreis zum Sitzen, eine alte Stehlampe, die behaglich warmes Licht verströmt und… ganz viel Ruhe zum Lauschen. In dieser gemütlichen Atmosphäre konnten die Teilnehmer*innen des „Fachtages der Sprach-Kitas des Eigenbetriebes 2019“ die folgenden drei Geschichten kennenlernen und sich von ihnen inspirieren lassen:
Zuerst wurde das Buch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ vorgelesen. In dieser zeitlosen Geschichte für Jung und Alt begibt sich der kleine Maulwurf auf die Suche nach dem Bösewicht, welcher ihm ein Häufchen auf den Kopf gemacht hatte. Dabei trifft er viele Tiere und vergleicht deren Häufchen mit dem auf seinem Kopf. Die Zuhörer*innen waren hautnah dabei, wurden mit brauner Knete ausgestattet und kneteten im Verlauf der Geschichte die Häufchen der jeweiligen Tiere mit großer Leidenschaft nach. Dabei sind die schönsten malzbonbonfarbenen Knöllchen, kleinen Böhnchen, dicken Fladen und großen Pferdeäpfel entstanden.
Danach wurde die Geschichte „Wer hat mein Eis gegessen?“ auf Arabisch vorgelesen. In diesem Buch überlegt ein Mädchen, wie es ihr großes mehrstöckiges Eis am besten essen kann ohne zu tropfen. Verschiedene Wesen geben ihr Ratschläge, indem sie ihr zeigen, wie sie es selbst essen. Dabei wird der Berg aus Eis immer kleiner und kleiner, bis zum Schluss nur noch die Waffel übrig ist. Durch die Arabische Sprache, in der diese Geschichte vorgelesen wurde erhielten die Hörer*innen einen Eindruck wie sich Kita-Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, besonders zu Anfang ihrer Kita-Zeit, während Vorlesesituationen fühlen. Gemeinsam wurden Ideen entwickelt, was – trotz noch unverständlicher Sprache – im Vorlesealltag hilft dennoch teilzuhaben und etwas von der Geschichte zu verstehen.
Im Anschluss wurde „Das Küken und das junge Entlein“ in Form des Kamishibai-Erzähltheaters vorgestellt. Diese Geschichte dreht sich um ein Küken und ein Entlein, welche fast zeitgleich schlüpfen. Das Küken möchte alles genauso machen, wie es das Entlein tut. Es will genauso picken, trinken und laufen und sogar auch schwimmen und merkt langsam, dass nicht jeder dieselben Dinge gut kann. Die Geschichte wurde zunächst auf Russisch und im Anschluss noch einmal auf Deutsch erzählt. Die Form des Erzähltheater ermöglichte dabei große einprägsame Bilder der Geschichte, das freie Erzählen in eigenen Worten und dadurch das Miteinander ins Gespräch kommen und Mitmachen aller Beteiligten.
Während der Lesepausen zwischen den Geschichten hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit den Ausstellungsbereich im Raum zu erkunden. Es konnte eine große Auswahl an tollen sprach- und erzählanregenden Büchern entdeckt werden, die sich inhaltlich kindgerecht unter anderem mit den Themen Emotionen, Inklusion, Mehrsprachigkeit, Bindung und Gleichberechtigung beschäftigten. Unter dem Titel „Geschichten mal anders“ waren beispielsweise inspirierende Bildergeschichten ganz ohne Text, Geschichtenwürfel und mitten in der Geschichte plötzlich endende Bücher zum Selber-weiter-erzählen zu sehen. Zusätzlich stand ein großer Tisch mit einem kitaalltagstauglichen Methodenmarkt zur Förderung literaler Fähigkeiten zur Verfügung. Darüber hinaus konnten die Vorteile dialogischen Vorlesens erinnert werden.
Die Besucher*innen des Raumes erlebten intensiv, welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, mit Kindern in die bunte Welt des Vorlesens abzutauchen.
Autorin: Kristin Lucius